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Robert Franz

Brief von Robert Franz an Arnold Freiherr Senfft von Pilsach vom 29.12.1861

 Brief

 Robert Franz (Verfasser)
  • Full title: Brief von Robert Franz an Arnold Freiherr Senfft von Pilsach vom 29.12.1861
  • Date: 29.12.1861
Brief zitiert nach Robert Franz und Arnold Freiherr Senfft von Pilsach, S. 3-5.


Content

Halle, den 29. Dezember 1861.


Bester Herr Baron!

Ihren freundlichen Brief mit seiner papiernen Einlage habe ich richtig erhalten.1 Müßte ich nicht den bösen Schein fürchten, mit meinem ewigen Antipoden, Ihrem trefflichen Mentor2 vor der Zeitrechnung: Robert Franz, auch hier in einen etwas nach Absicht schmeckenden Gegensatz zu treten, so wäre mir es fast lieber gewesen, wenn diese Sendung unterblieb. Wir haben ja nie auf einem Fuß zu einander gestanden, der materielle Leistungen voraussetzte – Sie erwiesen sich mir tausendfach freundlich: was  i c h  dafür bieten konnte, war wenig genug. Doch lassen wir diesen heiklen Punkt besser fallen, und wenden wir uns zu der Seite unseres Verhältnisses, die einen helleren weithin tönenden Klang gibt.

Daß Sie noch zuweilen an Halle, das alte Rauchnest, denken, habe ich mit großer Genugthuung aus Ihrem Briefe erfahren. Schon fürchtete ich, daß die ritterliche Hälfte Ihrer Natur etwas in den Schuß getrieben und dieses Frühlingsweben auf unbestimmte Zeit hin dem Halleschen Saalaffen3 den Gnadenstoß gegeben hätte. Besieht man es auch recht bei Lichte, so lebt sich's hier verflucht monoton, und das Verlangen nach einer gelegentlichen Abwechselung liegt wahrlich nahe genug. Wohl habe auch ich diesem Drange zuweilen nachgegeben, aber immer zog es mich wieder zurück ins trauliche Dreckloch – es bot im Grunde doch mehr als das hohle Getöse neuer Umgebungen, in welche mir das Schicksal zu treten vergönnte. Sollten nun dergleichen Stimmungen bei Ihnen ebenfalls ernsthaft Platz greifen, dann wickeln Sie Ihre Angelegenheiten rasch ab – Halle wird Sie tausendmal willkommen heißen. Soeben erklingen drei verschiedene Leierkasten auf einmal vor meinem Fenster und parodiren diesen Hurrahruf in etwas bedenklicher Weise – aber auch solchen Ohrenschmaus werden Sie sich in ruhiger Ergebung gefallen lassen, wenn die Parole einmal wieder „Halle“ heißen sollte. Sonst hat sich in diesem schönen Orte wenig ereignet, von dem ich Ihr Interesse voraussetzen könnte. Freund Hain hielt seit den letzten sechs Monaten in dem Kreise meiner Verwandten, Freunde und Bekannten eine mehr als reichliche Ernte – fast bin ich froh, daß der letzte Stundenschlag des Jahres der Gnade 1861 bald fallen wird – möge sein Nachfolger im Reiche etwas weniger niedermähen, man könnte bei dieser Gelegenheit leicht selbst mit an die Reihe kommen! – Mein persönliches Leben ist, seit wir uns sahen, still und friedlich verlaufen: ich arbeite unverdrossen Bach'sche Kantaten aus und finde in dieser Beschäftigung das Gleichgewicht, das mir sonst wohl hin und wieder abhanden kommen will. Das bißchen künstlerischer Ehrgeiz, womit mich das Schicksal überhaupt ausstattete, droht neuerdings ganz zu verschwinden: er müßte denn darin einige Nahrung finden, daß in letzter Zeit von auswärts wiederholte und eifrige Nachfrage um Album-Photographien meiner Armseligkeit eingelaufen sind. Aber auch diese holden Verlockungen wollen nicht mehr anschlagen – ich habe mich wenigstens bis auf den heutigen Tag nicht entschließen können, einem solchen . . . Kerl von Photographen zu sitzen. Mögen Berlin, Hamburg und Frankfurt am Main sich beruhigen: sie ließen mich lange genug schmachten – jetzt soll sich der Spieß einmal umkehren. –

Von Saran4 erwarte ich täglich Nachricht – er wird aber nicht eben Erfreuliches zu melden haben, sonst schriebe er wohl öfter. Wären Sie beide doch hier, um sich an meinem neuen Flügel gründlich laben zu können! Was sich nur an Poesie des Klanges denken läßt, vereinigt dieser Koloß in seinen metallnen Gedärmen. Die Bach'schen Sachen in einer solchen wunderbaren Form zu hören, ist schon allein eine Reise nach Halle werth. – Doch bald hätte ich über meinem Geplauder vergessen, Richards5 besten Dank für die beiden dickfelligen und langöhrigen Pommeraner, die Ihrem Lande wirklich alle Ehre machen, auszusprechen. Mein kleiner unverschämter Bengel wollte sich durchaus nicht abbringen lassen, Ihnen umgehend einen Brief zu schreiben, der kurz und bündig also lautete: „Lieber Onkel! Schicke noch zwei! Bis in den Tod – Dein Richard!“ Doch dabei bin ich glücklich bei meiner Familie angekommen:
Frau und Kind lassen herzlich grüßen und vereinigen sich mit mir in der Bitte um ein recht häufiges und freundliches Gedenken.

Herzlich ergeben

Ihr Robert Franz.


Anmerkungen

1) Siehe Brief 2, S. 6. [⇒ ]
2) Professor Eduard Böhmer in Halle.
3) Spitzname eines Hallensers, von Franz verallgemeinert.
4) August Friedrich Saran (geb. 1836 bei Genthin) studierte in Halle Theologie und Philosophie und bei Franz Musik. Er verfaßte 1875 die Schrift „R. Franz und das deutsche Volks- und Kirchenlied“ [⇒ Personeneintrag „August Saran“, ⇒ Objekteintrag „R. Franz und das deutsche Volks-und Kunstlied“]
5) Sohn von R. Franz [⇒ Personeneintrag „Richard Bethge“]